27. Mai, Montague nach Bethany

Am vorangegangenen Ruhetag konnten wir alles gut vorbereiten und früh schlafen gehen. Daher sind wir diesmal schon um neun mit allem fertig und sitzen auf den Rädern. Die Dame vom Zeltplatz wünscht uns alles Gute und verspricht, für uns zu beten - wir bedanken uns artig. Kurz darauf führt uns der Weg wieder über die bekannte Brücke mit dem Papierkrieg. Nun werden wir also Pennsylvania unsicher machen.

Biker/Hiker-Shuttle

Durch das GPS wissen wir, was uns erwartet: so viele Hügel wie zuvor, nur deutlich höher. Wir kämpfen uns jeden einzelnen hoch. Oft geht es nur mit dem leichtesten Gang voran. Dann ist man ungefähr bei Schrittgeschwindigkeit und muss aufpassen, dass man nicht umfällt. Aber durch den Ruhetag sind wir ziemlich fit und kommen halbwegs voran. Die Sonne brennt und wir müssen sehr viel trinken. Zum Glück gibt es ab und an eine Tankstelle - die kalte Cola tut gut und der Zucker geht direkt ins Blut. Kathi entwickelt langsam einen erstaunlichen Appetit.

Der Weg führt die Route 6 entlang und nahezu nur durch Wald. Ein großer Teil ist offizielles Jagdgebiet und viele Schilder legen nahe, sich nur mit orangener Weste von der Straße zu entfernen. Trotzdem höre ich nie einen Schuss. Ist auch eigentlich nicht nötig, denn das Wild liegt permanent in allen Größen und Formen auf unserem Standstreifen herum. Als Hintermann riecht man es oft bevor man es sieht. Manchmal sieht man es gar nicht - dann ist es wohl bis ins Gebüsch geflogen oder gekrochen und gammelt dort vor sich hin. Der Höhepunkt ist aber ein Reh, bei heftiger Steigung und Gegenwind. Der Gestank ist bestialisch und bringt uns bereits in größerer Entfernung zum wanken. In einer geplanten Aktion weichen wir bis zur Mitte der Straße aus, um das Hindernis zum umfahren.

Gegen Mittag beginnt es dann zu regnen. Nicht sehr stark, aber doch mehr, als für eine Abkühlung nötig gewesen wäre. Kurz bevor Kathi vor Hunger vom Rad fällt, kommen wir an einem Pizza-Laden vorbei und die Energiespeicher werden neu betankt. Der Besitzer ist in den besten Jahren, italienischstämmig und offensichtlich von der harten Sorte - oder war es zumindest mal. Mehrere Poster fordern zum Dienst an der Waffe auf. Viele NYC-Bilder hängen an der Wand, mit vollständiger Skyline. Beim Rausgehen entdecke ich noch ein Schild mit der Aufschrift "Keep America beautiful, litter in Iraq".

Nach einem kurzen Sonnenfenster begint wieder der Regen, diesmal richtig heftig. Wir strampeln weiter, und als wir im vermeintlichen Zielort angekommen sind, scheint wieder die Sonne. Es sollten dann noch etwa 4 km bis zum Zeltplatz sein, doch diesmal lässt uns das GPS im Stich. Mitten in der Pampa endet der markierte Pfad und wir lernen zudem, wie schwer es ist, Zeltplatzbesitzern am Telefon vernünftige Entfernungsangaben zu entlocken - von Schildern ganz zu schweigen. Sie kennen eben nur das Auto. Durch die Ungewissheit bin ich zwischendurch gehörig frustriert, aber nach gut über 10 km (natürlich meist bergauf) endet auch diese Odyssee mit einer warmen Dusche. Wir nutzen diesmal nicht unsere Faltschüssel sondern Waschmaschine und Trockner, feine Sache. Nach dem obligatorischen Nudelessen (Kathi wird nicht 100%ig satt) hängt unser Zeug wieder im Baum und Kathi ratzt längst, während ich tippe. OK, es liegen auch knapp 80 km und viele Höhenmeter hinter uns.





der schneemann, 29. Mai 2008, 17:30
Hallo Ihr zwei,
gut das Ihr einen Ruhetag hattet. Proviant lag ja praktisch am Straßenrand. Bloß gut das sich nicht reihenweise Bären eingefunden haben. Vielleicht solltet Ihr ein paar Energieriegel für unterwegs einpacken, denn nicht nur trinken ist wichtig sondern auch essen,
sonst kommt der berüchtigte "Hungerast". Den Ort habe ich leider nicht gefunden. Gibt es zwar sehr oft, aber der nächste ist 200 Meilen
entfernt. Geht wohl kaum. Bleibt tapfer.

Liebe Grüße - der schneemann