1. Juni, Geneva nach Spencerport

Der Tag beginnt durchwachsen. Die nächsten Zeltplätze liegen 80 oder 100 km westlich. Doch der Blick aus dem Fenster zeigt eine gerade im Wind stehende US-Flagge. Leider zeigt sie in die falsche Richtung, und bei diesen Bedingungen werden wir nicht sehr weit kommen. Doch dann kommt alles ganz anders als gedacht...

Zunächst aber folgen 20 km bis Canandaigua in kräftigem Gegenwind. Wir haben vorerst genug und setzen uns in ein nettes Cafe mit kostenlosem Internet, um über die Route zu beraten. Innerhalb kurzer Zeit findet sich eine ganze Gruppe von Einheimischen zusammen, die lebhaft an unserer Planung teilnimmt. Es sind auch Radler dabei, einer war sogar schon in Leipzig. Wir kommen zu dem Schluss, dass der Erie Canal Trail einen deutlich schöneren Weg nach Westen und keinen zu großen Umweg darstellt. Ein Pfad für Jogger, Wanderer und Radler führt an diesem Kanal quer durch den Staat New York. Wir fahren also zunächst noch ein Stück nach Norden zum Kanal, unterbrochen von einem Halt an einer riesigen Mall. Dort ziehen wir ein Stück Draht aus Kathis Vorderrad, dass sich auch durch den Super-Duper-Mantel gebohrt hat. Wir müssen das erste Mal einen Schlauch wechseln.

Am Kanal treffen wir dann allerlei nette Radler. Eine Frau spricht uns an, als wir in die Karte gucken, die uns zuvor geschenklt wurde. Sie sagt ganz offen, dass sie um einen guten Eindruck der Amis auf uns bemüht ist. Zitat: "We're not as crazy as our president". Sie bietet sogar an, in ihrem Garten zu zelten. Aber wir fahren weiter. Einige Meilen werden wir von einem netten Herrn mit seinem Sohn begleitet und schlagen eine wohl ganz ehrlich gemeinte Einladung in ihr Haus zum Essen aus. Das war aber eher falsche Scham, die wir uns wohl abgewöhnen sollten.

Der Radweg entlang des Erie Canal

Obwohl wildes Campen hier wohl möglich wäre, lassen wir uns später vom GPS zu einem recht preiswerten Motel leiten. 90 km liegen hinter uns, und ein toller Tag, der so völlig anders verlief, als geplant. Die Niagarafälle sind nun (fast) zum Greifen nah und wir hoffen wieder einmal auf gute Regeneration der bisweilen zwickenden Waden und Oberschenkel.

PS: Kennt jemand einen guten, schlanken Wetter-Service mit Windvorhersage für Nordamerika für mobilen Zugriff? Oder einen Service, der unsere Track-Logs im .gpx-Format hübsch in Google Maps o.ä. einmalt?





michakluge, 2. Juni 2008, 11:23
http://m.wund.com hat wind mit Richtung & Geschwindigkeit

michakluge, 2. Juni 2008, 13:14
Hey cool: Da ist mehr.

http://www.gpsvisualizer.com
http://www.gpsies.com/upload.do?uploadMode=convert

Micha

der schneemann, 2. Juni 2008, 18:14
Hallo Ihr zwei,
waren ja schöne Begegnungen mit den Einheimischen. Das entspricht auch meiner Urlaubserinnerung - nett und hilfsbereit. Lockert die Sache sicher auch etwas auf. Eine Einladung zum Essen kann man sicher einmal annehmen, wenn die Zeit nicht so sehr drängt. War sicher gut gemeint, auch wenn es wahrscheinlich nur Burger oder Sandwich mit Erdnussbutter gegeben hätte:-)
Nun sind es ja nur noch gut 100km und dann seit Ihr schon in Kanada. Dann mal los - bis morgen.

Liebe Grüße - der schneemann

kerstinh, 3. Juni 2008, 02:03
Hallo ihr Beiden,
ueber Daniels Mutti bin ich heute auf euren Blog aufmerksam gemacht worden. Es liest sich ja wie ein Abenteurroman. Da habt ihr euch Beide ja was Tolles vorgenommen. Wollt ihr es bis zur Westkueste schaffen? Dann muesst ihr uns informieren, wann ihr plant, hier zu sein, damit wir ein Zimmer fuer euch freihaben.
Uebrigens wenn wir im Baerengebiet wandern gehen, singe ich immer laute Lieder, da die Baeren eigentlich keine Lust haben von Menschen ueberrascht zu werden. Da das vielleicht bei eurem taeglichen Pensum ein wenig zu anstrengend ist, empfehle ich eine Glocke am Fahrrad:-)
Vielleicht findet ihr auch einen REI store, da gibt es Gourmetessen vakuumverpackt in Tueten, da braucht man nur heisses Wasser drauf giessen, schmeckt fantastisch und ist nahrhaft.
Nun erstmal viel Spass auf den weiteren Etappen.
Kerstin

elefant2, 3. Juni 2008, 13:04
Hallo Ihr zwei Beiden!

So langsam scheint Ihr Euch an das tägliche Radfahren zu gewöhnen. Die Strapazen stehen nicht mehr so im Mittelpunkt Eurer täglichen Berichte. Land und Leute dafür um so mehr. Schön, daß es so gut läuft. Ein paar Tage werdet Ihr nichts von mir hören, weil ich am Stück unterwegs sein werde, so wie Ihr von Ort zu Ort ziehen, kaum Zeit für mich haben werde.
Ich drücke Euch die Daumen und denk an Euch.
Übrigens ist der Marcus Schneider, Sohn von Hartmut und Ilona Schneider, praktikumshalber in Detroit bis Ende August. Kommt Ihr da durch? Besteht Interesse an seiner Adresse?

Bis bald!