20. Juli, Seeley Lake nach Bigfork

Die wärmende Sonne hält sich an diesem Morgen vornehm zurück und wir fahren die erste halbe Stunde mit Handschuhen. Dann wirkt die Strampelei auf dem hügeligen Highway und uns wird warm. Die Umgebung ist mal wieder ausgesprochen hübsch, es geht ohne ernste Anstiege durch die Wälder von Montana.

Schon bald kommt die Sonne raus und es bietet sich die Gelegenheit für ein zweites Frühstück - eine Zimtrolle beglückt Kathi. Kurz darauf treffen wir zwei radelnde Damen. Die eine schätze ich auf gut über 60, die andere etwa eine Generation darunter. Sie sind in Calgary losgefahren und unterwegs Richtung Yellowstone, danach fährt die ältere Dame allein zur Ostküste. Respekt!

Nach einer Stärkung in Swan Lake treffen wir wiederum zwei Radler und die Überraschung ist groß. Einen der beiden kennen wir aus dem Radladen in Milwaukee, das ist über 3000 km her! Er hatte damals schon von einer geplanten Fahrt nach Oregon erzählt. Die Jungs sind weiter nördlich gefahren und haben mindestens den Osten von Montana per Anhalter übersprungen - ist wohl nicht so toll dort. Wir quatschen eine ganze Weile und fahren kopfschüttelnd über diesen Zufall weiter. Die Welt ist klein, selbst hier!



Wir erreichen unser heutiges Tagesziel Bigfork nach 120 km feiner Radelei. Kleine Randnotiz: Wir sind erstmals seit über 1500 km wieder unterhalb von 1000 m Höhe. Ein kleiner State Park mit Zeltplatz bietet uns ein sehr schönes Nachtlager. Vom Zelt zu unserem Privatstrand am beruhigend plätschernden Flathead Lake sind es etwa drei Schritte. Und der Sonnenuntergang auf der gegenüberliegende Seeseite versüßt mir die Schreiberei.

Es grüßt Euch von dem Ostseestrande
ein Teil der Familienbande.
Hier ist es kühl und manchmal naß,
trotzdem macht es uns sehr viel Spaß.
Man ist nicht faul, man bewegt sich mehr,
denn dann friert man nicht so sehr.
Wir fahren viel Rad und schauen was an,
damit man was erzählen kann.
Darß, Boddenfahrt und Warnemünde,
Ahrenshoop und manchmal auch ne kleine Sünde.
Essen, Trinken und Gefühle
und dann wieder ins Gewühle.
Und wenn mal Zeit ist so wie jetz
gehen wir ins Zwischen-Netz.
Da lesen wir so tolle Sachen,
die die anderen so machen.
Radeln durch Amerika.
Heute hier und morgen da.
Berghoch, bergrunter, Gegenwind,
und abends schlafen wie ein Kind.
Dode und auch lähmde Diere,
trotzdem ackern wie die Stiere.
So soll es noch schön weitergehn
bis wir sie gesund hier wiedersehn.
Laßt Euch drücken und herzen
von Euren beiden Zingster Kerzen.

N'Abend ihr beiden Hübschen!

Ich kann zwar nicht mit so viel Kreativität begeistern wie andere Kommentatoren, aber einen kleinen Gruss aus dem heute recht kühlen Dresden wollte ich euch doch mal wieder schicken.

Ich hatte heute meinen ersten Arbeitstag nach einer Woche Gammelurlaub zu Hause (ja, man kann auch anders Urlaub machen!) und der Tag was erstaunlich stressfrei.

So, jetzt verlangt das Tierchen noch nach Zuwendung - einen feuchten Schlabberkuss an Kathi!

Seid lieb zu einander und haltet durch! Ich bewundere euch für jeden Meter den ihr fahrt!

LG Karina