24. Juli, Trego nach Libby

Beim Frühstück müssen wir gleich die schwierigste Entscheidung des Tages treffen. Entweder wir fahren die 93 weiter nordwestlich bis Eureka und danach wieder nach Süden am Lake Koocanusa entlang. Bis Libby wären es dann etwa 135 km. Oder wir kürzen quer über die Salish Mountains ab, was die Strecke auf 95 km reduziert, aber ein ordentliches Stück Schotterstraße beinhaltet. Wir entscheiden uns für letzteres, was sich als goldrichtig erweist.

So geht es zunächst die 36 entlang an Trego vorbei. Die Straße ist so gut wie nicht befahren und teilweise sogar nur einspurig - ein Traum. Schön hügelig und insgesamt leicht ansteigend führt sie mitten durch den Wald. Nach etwa 30 km wunderbarer Radelei geht es auf die National Forest Route 835. Ab hier haben wir Schotter unter unserer Strassenbereifung, doch das klappt selbst die ersten 7 km bergauf problemlos. Auf den folgenden 18 km geht es 600 Höhenmeter bergab, was die Sache erheblich erleichtert. Wir müssen aber viel bremsen und aufpassen, dass wir unsere schwere Ladung auf dem Kies unter Kontrolle behalten.

Strasse - wie, wo?

Zur Belohnung treffen wir auf dem gesamten Stück keine Menschenseele und haben die schöne Natur für uns allein. Irgendwann gibt es mal jede Menge unappetitlicher Fladen auf der Strasse. Ich frage mich gerade, wie ein Bär mit Durchfall wohl so drauf ist, als wir plötzlich Kühe auf beiden Seiten im Nadelwald stehen sehen. OK, damit habe ich hier nicht gerechnet, vermutlich sind die irgendwo ausgebüchst. Sie wirken sehr unruhig und haben Junge dabei - fraglich, wer hier gerade mehr Angst hat. Wir ziehen uns etwas zurück, was die Kollegen rechts dazu nutzen, zum Rest nach links zu wechseln. Damit ist die Situation entspannt und wir können weiter.

Unsere 7. Reifenpanne

Die nächste Unterbrechung ist dann doch mal wieder ein Schwarzbär, der davonrennt, als er uns heranrumpeln hört. Schließlich gibt es noch einen Platten an meinem Hinterrad, bevor wir unten am See und wieder auf dem Highway sind. Am Libby Dam gibt es erstmal Nudeln, denn wir rollen quasi auf dem Zahnfleisch. Danach ist es nicht mehr weit bis Libby und wir gönnen uns ein Motel mit Bett, Fernseher und WLAN. Wir können sogar mal wieder eine Waschmaschine benutzen und genießen die erste richtige Dusche seit einer Woche - fantastisch.

In einsamen Gegenden schiessen die Amerikaner offenbar gern auf wehrlose Strassenschilder.