Montag, 26. Mai 2008
24. Mai., Fort Lee nach Oak Ridge

Die zweite Etappe hat uns nach Oak Ridge, New Jersey geführt. Der Weg hierher war anstrengend, denn auf der zweiten Etappenhälfte bekamen wir die bergige Landschaft New Jerseys zu spüren. Dazu kamen anfängliche Orientierungslosigkeit sowie stark befahrene, dreispurige Highways, auf deren Standstreifen wir manchmal um unsere Sicherheit bangten. Die Autofahrer sind jedoch rücksichtsvoll.

Zum späten Nachmittag erreichten wir endlich unseren Zeltplatz am Cozy Lake. Ganz so cozy ist es allerdings nicht, einige Halbstarke sind aufgrund des langen Memorial-Day-Wochenendes hier eingefallen und feiern bei lauter Musik und Alkohol. Die Stellplätze sind jedoch sehr großzügig in einem Waldgebiet verteilt und wir haben halbwegs unsere Ruhe. Am Abend hat jeder - uns eingeschlosssen - sein Lagerfeuer brennen.

So sieht es abends auf dem Zeltplatz aus. Das Zelt steht, die Waesche ist gewaschen, das Feuer brennt und der Baer hatte sich inzwischen wieder verzogen...

Als wir den Zeltplatz betraten, unterhielten wir uns über Bären und ob wir vorsichtig sein müssten. Ich war mir sicher, daß es in New Jersey keine wilden Bären gibt. Eine Stunde später standen wir vor unserem Zelt und bereiteten das Essen vor. Durch die schrillen Pfiffe unseres Nachbarn wurden wir auf eine schwarze Gestalt aufmerksam, die sich 30 Meter neben unserem Zelt durchs Gebüsch schlug. Der Kollege war ganz offensichtlich hin- und hergerissen zwischen den Essensgerüchen und den lauten Geräuschen, mit denen wir ihn zu vertreiben versuchten. Schließlich entschied sich Meister Petz für den Rückzug und ließ uns reichlich verblüfft und leider ohne Foto zurück. Nach dieser hilfreichen Lektion haben wir dann doch alle wohlriechenden Gegenstände in einer Fahrradtasche an einen Ast gehangen und den Müll entsorgt. Übrigens haben wir heute unterwegs schon zwei Waschbären und viele Erdhörnchen gesehen.

Wohin es morgen geht, haben wir noch nicht entschieden, vermutlich wird eine kurze Etappe anstehen, damit wir auch mal in Ruhe einkaufen und unsere Sachen organisieren können.




Samstag, 24. Mai 2008
23. Mai, New York/JFK nach Fort Lee

Die Reise hat begonnen! Gestern abend sind wir pünktlich in New York gelandet. Unser Gepäck bestand aus drei Umzugskartons mit den Fahrradtaschen und zwei Kartons mit den zerlegten und gründlich gepolsterten Rädern. Wir waren ziemlich besorgt, ob die empfindliche Fracht den Flug überstehen würde. Doch BA hat das prima hinbekommen - trotz Umstieg in Terminal 5 von Heathrow. Nervig war allein die Immigration. Wir haben fast zwei Stunden gebraucht, bis wir endlich das Vergnügen hatten, unsere Fingerabdrücke und Fotos auf alle Ewigkeiten in den US-Datenbanken zu verewigen...

Gegen zehn Uhr waren wir dann im Hotel direkt neben JFK und haben die Räder zusammengebaut. Dank Jetlag waren wir heute morgen um sieben Uhr wieder wach. Nach dem Frühstück mit der ersten Erinnerung an die Ess- und Wegwerfkultur der Amis wurden die Räder auf ihr Kampfgewicht gebracht. Die Tour begann, und der Verlauf der folgenden knapp 90 Tage ist noch ziemlich ungewiss...

Das Radfahren in New York fing recht entspannt an, da wir zunächst westlich auf einem schönen Radweg am Wasser entlang gefahren sind. Danach ging es quer durch Brooklyn und ein ungeheuer großes Viertel mit ungeheuer vielen sehr traditionell gekleideten Juden. Dem dichter werdenden Verkehr haben wir zunehmend das Motto "wer wagt, gewinnt" entgegengesetzt, um noch halbwegs zügig voranzukommen.

Schließlich war es soweit und die Skyline von Manhattan lag vor uns. Die Überquerung der Brooklyn Bridge hat unsere hohen Erwartungen nicht enttäuscht - beeindruckend! Manhattan haben wir zur Abwechslung mal schiebend durchquert, über den Broadway und vorbei an der beklemmend großen Lücke, die hier seit 2001 im Stadtbild klafft. Weiter ging es den Hudson hinauf bis zur George Washington Bridge. Ein relativ kurzer aber heftiger Anstieg hat uns daran erinnert, mit wieviel Gepäck wir unterwegs sind. Am anderen Ufer des Hudson wartete unser Motel - inzwischen sind wir schon in New Jersey.

Zwei Radreisende am Broadway in Manhattan

Die Energie für den nächsten Tag hat stilecht eine Burger-Braterei geliefert. Nun liegen wir total fertig im Bett und Kathi ist längst weggeratzt. Unsere erste Etappe hatte nur 68 km und ich hoffe, dass die extreme Erschöpfung auf Untrainiertheit, Jetlag und das ewige Stop-and-Go im Stadtverkehr zurückzuführen ist. Das wird sich aber sehr bald zeigen...

Spaß gemacht haben aber schon heute die vielen kleinen und oft hilfreichen Begegnungen mit den Einheimischen. Die Frage nach unserem Ziel beantworte ich tapfer mit "West Coast" und überspiele meine Unsicherheit in Bezug auf dieses Vorhaben. Wort des Tages (von einem Radler im Prospect Park): "Are these people moving?"




Donnerstag, 22. Mai 2008
21. Mai, Berlin

Nach wochenlangen Vorbereitungen ist es endlich soweit: Morgen mittag startet unser Flieger nach New York. Die Fahrräder sind verpackt, das Gepäck ist fast vollständig verstaut und wir sind gespannt, was uns auf amerikanischem Boden so erwarten mag. Das Umsteigen am berühmt-berüchtigten Flughafen London-Heathrow bereitet uns momentan Bauchschmerzen, denn ohne Fahrräder und Gepäck können wir nirgendwohin radeln. Mehr als Daumen drücken können wir aber nicht.
In der Nähe des Flughafens werden wir gleich übernachten und am Freitag beginnt die erste Etappe unserer großen Reise. Wenn wir New York per Fahrrad überlebt haben, geht es auf dem kürzestem Weg zu den Großen Seen, nach Toronto... Wir werden berichten, sobald sich die Gelegenheit ergibt.